Leihmütter-Babies stecken in der Ukraine fest
Die Ukraine hat sich dank liberaler Gesetze zu einem Zentrum für Leihmutterschaft entwickelt. Eltern aus den USA, Italien, Spanien, Deutschland oder China können sich für durchschnittlich 50'000 Dollar bei der Firma Biotexcom ihr Baby bestellen und von einer ukrainischen Mutter austragen lassen. Für diese Mütter – viele stammen aus kleinen Städten und sind arm – ist eine solche Schwangerschaft und Geburt ein gutes Geschäft: etwa ein Viertel des Gesamtbetrages gehört ihnen.
«Herzig oder schockierend?»
Das fragt der BLICK in einem Bericht über 46 Babies, die in einem Hotel in Kiew «um die Wette schreien» und auf ihre Eltern warten, die wegen Corona nicht zu ihnen reisen können.
In den News vom 16. Mai berichtetet auch SRF über die gestrandeten Babies: «Es sind surreale Szenen in dem PR-Video von Biotexcom, einer Kiewer Fruchtbarkeitsklinik. Dutzende Babys liegen in identischen Bettchen. Pflegerinnen mit Gesichtsmasken kümmern sich um die Neugeborenen, füttern, waschen und schaukeln sie. Alles wird von säuselnder Gute-Laune-Musik untermalt» heisst es im Begleittext. Eine Pflegerin gesteht: «Es ist schwierig für uns, aber wir kommen zurecht. Wir zeigen die Babies ihren Eltern online über Video.»
Die Firma Biotexcom hat die in aller Welt wartenden Eltern aufgefordert, Druck auf die ukrainische Regierung auszuüben, damit sie Sondergenehmigungen zur Abholung der Babies ausstellt.
Menschenhandel?
Laut SRF hat «die Coronakrise das Phänomen ins Rampenlicht gerückt und in der Ukraine eine ethische Diskussion über die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin ausgelöst.» So sprach etwa die Menschenrechtsbeauftragte des Parlaments, Ljudmilla Denisova, von einem «Massenbetrieb», in dem Kinder zur Ware würden. Sie forderte ein Verbot von Leihmutterschaft für Ausländerinnen und Ausländer. «Kinder sollten in der Ukraine kein Objekt für Menschenhandel sein», sagte sie.
Leihmutterschaft ist in der Schweiz, in Deutschland und Frankreich und anderen Ländern aus ethischen Gründen verboten. Paare mit unerfüllten Kinderwünschen gehen darum ins Ausland, um ihr Kind von einer fremden Frau austragen zu lassen. Kiew hat sich in den letzten Jahren den fragwürdigen Ruf der «europäischen Hauptstadt der Leihmutterschaft» erworben.
Zum Thema:
Frauen zu Brutkästen degradiert?: «Leihmutterschaft ist Menschenhandel»
Leihmutterschaft: Mit Vorzeigepaaren zur Akzeptanz?
Befragung zu «Ehe für alle»: Zwei Drittel der EVP-Basis lehnt Öffnung ab
Datum: 28.05.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Radio SRF / BLICK