Arno Backhaus wird 70 und schreibt seine Autobiografie
An diese Stelle muss ich mich als Autor outen. Vor mehr als dreissig Jahren war ich in der Mainzer Universität und habe dort ein Konzert von «Arno & Andreas» miterlebt. Ich weiss heute noch, wie Arno davon erzählt hat, dass er seine ersten Gitarrengriffe gelernt hat, und ich habe immer noch im Ohr, wie er Barry McGuires «Bullfrogs and Butterflies» auf deutsch gesungen hat.
Und jetzt ist er siebzig
Jetzt ist ein Teil des Vorzeigeduos der christlichen Liedermacher- und Rockszene siebzig geworden. Arno Backhaus steht in der christlichen Szene für seine Vergangenheit als Musiker, für seinen Shop mit T-Shirts und CD's, für humorvolle Vorträge zum Christsein und für sein Dasein als E-fun-gelist.
Seine Autobiografie liest sich allerdings nicht wie die eines Siebzigjährigen, sondern wie die eines Menschen, der gerade mal eben Gott auf eine ganz besondere Weise erfahren hat. Arno beschreibt sie deshalb auch als «von Triumphen und Tragödien. Von Unsinnigem und Sinnvollem oder auch von scheinbar Unsinnigem, das im Nachhinein viel Sinn ergeben hat». Seine Geschichte ist mehr als eine Story, es ist «eine viel grössere Geschichte, von der eigentlich nie genug geredet werden kann: der Geschichte der Liebe zwischen Gott und den Menschen».
Ganz anders
Arno Backhaus hat zeit seines Lebens damit gekämpft, nicht ein bestimmtes Klischee erfüllen zu müssen. Das unterstreicht er auch immer wieder in seiner Autobiografie: «Ich bin anders, als viele Menschen meinen, die mich von der Bühne, von meinem Büchertisch, von Strassenaktionen oder von der Kanzel her kennen.»
Der Musiker, Sozialarbeiter, Evangelist und Verkäufer möchte sich nicht in ein bestimmtes Raster einsortieren lassen. Schon als Teenager hat er den Rahmen gesprengt, den Familie und Gemeinde ihm vorgaben. Seine Tante Brunhilde antwortete ihm damals auf die Frage, wie sie mit ihm und all dem, was er angestellt hatte, umgegangen wäre: «Ich hätte dich lieb gehabt.» Es hat lange gedauert, bis Arno das angenommen hat.
Zwischen Auffälligkeit und Diebstahl
Immer wieder hat Arno Backhaus seine Geschichte erzählt. Er hat unterstrichen, dass bei ihm fast nichts normal gelaufen ist. Das begann bei den selbstgedrehten «Heuretten», also Zigaretten aus Zeitungspapier und Heu, und hörte noch lange nicht auf, als er Geld stahl und es übers Fundbüro wieder legalisieren wollte.
Irgendwann zwischendrin kam Arno zum Glauben. Ein Freizeitleiter sprach ihn auf den Glauben an und forderte ihn heraus. «Inzwischen weiss ich: Solche persönlichen Glaubenserlebnisse folgen keiner Regel und keinem Dogma; sie lassen sich nicht verallgemeinern.»
Zähe Typen
Arno Backhaus kam tatsächlich zum Glauben. Er krempelte sein Leben um. Er heiratete. Und eine ganze Weile später begann er, sich mit der Diagnose ADHS auseinanderzusetzen. Vieles, was bisher in seinem Leben für Irritationen gesorgt oder auch einfach als «cool» gegolten hatte, wurde plötzlich Teil seines Lebens. Allerdings hat sich Backhaus während dieser Zeit nicht auf sein Leben als Künstler zurückgezogen. Tatsächlich hat er mit vielen missionarischen Aktivitäten auf sich aufmerksam gemacht: zum Beispiel mit seiner bekanntesten Aktion: Ich bin überreich beschenkt. Da setzte er sich mit einem gleichlautenden Schild in die Fussgängerzone und forderte Menschen heraus, sich bei ihm zu bedienen – Gespräche inklusive.
Der grösste Traum?
Am Schluss seines sehr persönlichen Buches betont Arno Backhaus noch einmal, dass die Frohbotschaft des Evangeliums keine «Drohbotschaft» ist. Und er unterstreicht, dass er keinen Traum für seine Zukunft hat: «Ich lebe meinen Traum jetzt hier und heute. Ich lebe meine Berufung … Was will ich mehr?»
Zum Buch:
Arno Backhaus:
«Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit! Meine Rück-Sicht auf Lust und
Frust», SCM Hänssler, Holzgerlingen, 256 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-7751-5934-0.
SFr 22,90 / EUR 18,-
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Datum: 08.10.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet